Eine deprimierte Mutter sitzt weinend in der Mitte eines dunklen Raumes und hält die Leiche ihres Sohnes in den Armen. Das ist die Szene in der Neuen Wache in Berlin. Das Gebäude wurde 1818 eingeweiht. Damals wurde es als Wachhaus für die Wache des Königs benutzt. Bis 1931 war die Neue Wache ein königliches Wachhaus. Danach wurde sie zu einem Ehrendenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt. Es musste in Stand gesetzt werden. Von 1955 bis 1993 gilt das Gebäude im Innern als Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus und bis zur deutschen Wiedervereinigung standen tagsüber zwei Soldaten der NVA als Ehrenwache vor der Neuen Wache. Ab 1993 dient die Neue Wache als Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Vor dem Eingang stehen sechs Säulen, worauf ein dreieckiges Dach ist. In der Mitte des Dreiecks sieht man eine Siegesgöttin auf einem Schlachtfeld, aber was ich wichtiger finde, sind die Menschen in den Ecken links und rechts. Auf der linken Seite hockt eine Mutter mit ihrem Kind. Sie versucht das Kind gegen die Schlacht zu schützen. Auf der rechten Seite liegt die Leiche in den Armen zwei anderer Männer. Sie stellen die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft dar.
Neben dem mittleren Eingang hängen zwei Schilder an der Außenwand. Das erste erklärt die Geschichte des Gebäudes und das zweite ist eine Gedenktafel, die erklärt, wofür diese Gedenkstätte heute dient.
Es gibt nur einen großen Raum darin. In der Mitte des Raumes sitzt eine Mutter mit der Leiche ihres Sohnes in den Armen. Das ist eine vergrößerte Kopie einer Skulptur von Käthe Kollwitz. Das Dach hat ein rundes Loch in der Mitte direkt über der Skulptur. Wenn die Sonne scheint, scheint sie fast nie auf die Skulptur, aber wenn es regnet, regnet es nur auf die Skulptur.
Für mich ist diese Gedenkstätte besonders eindrucksvoll, denn die Symbolik ist sehr mächtig. Die Einsamkeit der Mutter in der Mitte eines großen Raumes, der Schatten, der die Mutter immer bedroht, und der Regen, der durch das Dachloch kommt und nur auf die Mutter fällt, zeigen ganz klar wie sich Krieg und Gewaltherrschaft auf diese Mutter auswirkt und sind symbolisch für die Trauer und das Leiden der Opfer.
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